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Datum
05.06.2020

Corona Aktuell: Praxisfinanzierung ist Teil der Lebensplanung

Viele Mediziner merken die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie – und geraten bei ihrer Praxisfinanzierung unter Druck.

Praxisfinanzierung
(GettyImages/AJ-Watt)

Seit Beginn der Coronakrise Mitte März haben deutlich weniger Menschen Facharzttermine wahrgenommen. In einer bundesweiten Umfrage des NDR meldeten beispielsweise Kardiologen und Onkologen einen Rückgang der Termine zwischen 30 und 50 Prozent. Zahnärzte verzeichnen sogar ein Minus von bis zu 80 Prozent. Weniger Patienten bedeuten für viele Praxisinhaber weniger Erlöse. Das heißt, die Wirtschaftlichkeit der Praxis ist gefährdet.

Wie Mediziner reagieren sollten und was generell bei einer soliden Praxisfinanzierung zu beachten ist, erklärt Meinert Menzel, Bereichsvorstand für das Medizinergeschäft bei MLP im Interview. Er begleitet und berät seit vielen Jahren Ärzte auf dem Weg zur eigenen Praxis.

Wenn ich durch die Corona-Pandemie merke, dass ich auf einen finanziellen Engpass zusteuere, was sollte ich als erstes tun?

Wir haben in den vergangenen Wochen vor allem beobachtet, dass Fachärzte mit einem hohen Anteil an Privatpatienten geringere Erlöse erzielen konnten – und dadurch unter Umständen auch in Liquiditätsschwierigkeiten geraten. Mein wichtigster Rat: Sämtliche öffentliche Fördermittel ausschöpfen, die aktuell für Selbstständige und niedergelassene Ärzte vom Bund angeboten werden. Stundungen von Raten bei der Praxisfinanzierung oder auch eine Senkung der Tilgungssätze, wie sie bei Immobiliendarlehen üblich sind, gibt es in der Regel nicht.

Können Sie ein paar Beispiele für Hilfen für Mediziner nennen?

Oberstes Ziel sollte erst einmal sein, kurzfristig die Liquidität zu steigern, um alle Kredite weiterhin bedienen zu können. Beispielsweise bietet die apoBank eine unbürokratische Erhöhung der Kontokorrentlinie zur Überbrückung an sowie variable Darlehen. Auch die KfW hat ein Sonderprogramm aufgelegt. Eine zusätzliche finanzielle Entlastung bringt es zudem, sofort beim zuständigen Finanzamt eine zinslose Stundung der Steuerzahlungen sowie eine Herabsetzung der Vorauszahlungen zu beantragen.

Der letzte Artikel gibt einen Überblick über weitere Soforthilfen für Arztpraxen und Heilberufe .

Wie kann das konkret aussehen?

Grundlage jeder Praxisfinanzierung, die wir vermitteln, ist eine ausführliche Bestandsaufnahme, eine detaillierte Planung von Umsätzen und Kosten sowie ein langfristiger Gewinn- und Liquiditätsplan. Eine Finanzierung muss so aufgestellt sein, dass die Liquidität immer aufrechterhalten werden kann, auch wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Auch existenzielle Risiken müssen zuvor abgesichert werden. Dazu gehört in einem aktuellen Krisenfall wie durch Corona, zu schauen, welche Auswirkungen auf meine Verbindlichkeiten und meinen Gewinn beispielsweise ein Erlösrückgang von 20 oder 30 Prozent hat – durch weniger Patienten. Unsere ganzheitliche Betrachtung verbindet immer die Praxis mit der Privatebene des Mediziners.

Generell: Was ist bei der Planung einer Praxisfinanzierung zu beachten, um auch für unvorhergesehene Ereignisse gerüstet zu sein?

Eine so große und langfristige Investition wie die Finanzierung einer Praxis muss solide geplant und vor allem flexibel gestaltet sein. Denn: Praxisfinanzierung muss immer ein Teil der Lebensplanung sein. Das heißt, die Situation des Mediziners muss ganzheitlich betrachtet werden. Wie ist seine gesamte finanzielle Situation – auch im privaten Bereich. Wie ist seine familiäre Situation?

Wie hoch sollte meine Liquiditätsreserve sein?

Wir empfehlen, einen Jahresgewinn als Rücklage zu haben. Und ganz wichtig ist, von Anfang an ausreichend Steuerrücklagen zu bilden. Wer das nicht beherzigt, kann zwei oder drei Jahre nach der Praxisgründung in große finanzielle Schwierigkeiten geraten – alleine wegen der Forderungen vom Finanzamt.

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